Alle Sandhäuser erinnern sich bestimmt noch an die Diskussion um den Erhalt der L600. Die Diskussion hatte es immerhin über den Petitionsausschuss bis in den Baden-Württembergischen Landtag und ins Fernsehen geschafft. Das Ergebnis ist bekannt. Es fahren immer noch Autos auf dem Teilstück der L600 zwischen Umspannwerk und Bruchhausen. Pikanterweise war der Rückbau der Straße selbst schon als Ausgleichsmaßnahme für den Bau der B535 vor mehr als 25 Jahren gedacht. Soweit die Vorgeschichte.
Auf der vergangenen Gemeinderatssitzung wurde Beschluss gefasst über alternative Ausgleichsmaßnahmen. Es ging auf der Sitzung nur noch um die aufwändigste Maßnahme von vieren. Diese sieht eine Ausweisung eines Naturschutzgebietes im Bereich „Am Brühlweg“ auf 32 Hektar Fläche vor, um die Herstellung von Wintergrün- und Weißmoos-Kiefernwälder sowie Sandrasen- und Sandheidenflächen zu ermöglichen. Konkret bedeutet es, dass von den 32 ha Wald 15 ha nach und nach gerodet werden und nur einzelne so genannte „Habitatbäume“ erhalten bleiben. Als Habitatbäume werden Bäume bezeichnet, die besondere Lebensräume für andere Lebewesen anbieten. Auf dem Rest der Fläche werden hauptsächlich Laubbäume entnommen, um Wintergrün- und Weißmoos-Kiefernwälder entstehen zu lassen.
Mit anderen Worten: Es werden auf Vorschlag der Naturschutzbehörden eine ganze Menge Bäume gefällt. Das bedarf einer Erklärung, denn jeder gefällte Baum leistet keinen Beitrag zum Klimaschutz mehr. Und das sollte doch den Naturschutzbehörden am Herzen liegen, wie bei der Diskussion um zwei neue Fußballplätze ins Feld geführt wird.
Es zeigt dieses Beispiel, dass es auch im Bereich der Umweltpolitik konkurrierende Ziele gibt. In diesem Fall wird der Natur- und Artenschutz wichtiger eingestuft als der Klimaschutz. Aus gutem Grund, denn unsere bestehenden Dünen-Naturschutzgebiete haben eine herausragende Bedeutung für die Binnendünen und Flugsanddecken. Sie beherbergen seltene Pflanzen- und Tierarten. Nicht wenige davon stehen auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohte Arten. Unsere Naturschutzgebiete haben deshalb eine deutschlandweite Bedeutung. Eine Ausweitung dieser Flächen, um diese bedrohte Arten zu schützen, macht nur in Sandhausen Sinn. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen, schloss SPD-Fraktionssprecher Thomas Schulze seine Stellungnahme zu diesem Tagesordnungspunkt.