SPD Sandhausen

Antwort auf den Leserbrief von Robert Hoffmann (RNZ 15.16.2.2014)

In Sandhausen (wie auch in anderen Gymnasien in Deutschland) kamen in den letzten Jahren ca. 50% der Fünftklässler (bisher immer mit verbindlicher Grundschulempfehlung) nicht in der 12. bzw. 13. Klasse an. Die Zahlen kann man jährlich der Abizeitung des Gymnasiums Sandhausen entnehmen. In den letzten Jahren sind Nachhilfeinstitute wie Pilze aus dem Boden geschossen, zusätzlich bieten Schüler, Lehrer und Studenten Nachhilfe an. Und dies alles trotz überwiegend gut ausgebildeter Lehrer. Außerdem gibt es kaum eine Schule, die nicht von sozialen Themen wie z.B. Schulangst, Mobbing, Gewalt u.v.m. betroffen ist. Ein Zustand, den wir nicht länger hinnehmen sollten. Es gibt dringend Bedarf, sich dem Thema Schulstruktur (nicht nur an Haupt- oder Werkrealschulen) anzunehmen. Die Gemeinschaftsschule ist ein Schritt in die richtige Richtung. Hier gibt es zumindest mehr Zeit für die Schüler, ihre Entwicklungsaufgaben zu erfüllen und für die Lehrer, die Kinder und Jugendlichen darin auch unterstützen zu können. Mangelnde Zeit ist ein zentrales Problem, das viele Lehrer beklagen, um z.B. soziale Themen bearbeiten zu können. Ein „weiter so“ wäre für den Bildungsstandort Deutschland fatal und es wäre auch für die Sandhäuser Kinder schlecht. Der Nachweis, dass eine Gemeinschaftsschule wissenschaftlich schlechter wäre, ist in der Kürze der Zeit nicht möglich und Herr Hoffmann selbst hat keine Quelle benannt, die dies bewiesen hätte. Es wäre auch dringend nötig, Eltern über die unterschiedlichen Schulformen zu informieren, damit diese wissen, um was es geht und sich auch entscheiden können, nicht nur die Gemeinderäte. Nicht alle Eltern können ihren Kindern die Unterstützung geben, die sie bräuchten, weder zeitlich noch inhaltlich. Hier kann und muss die Schule mehr anbieten für diejenigen Schüler, die eine gute Betreuung oder mehr Anleitung brauchen. Das G8 war schlampig vorbereitet, die Fülle an Lehrstoff stammt nicht nur aus der Grün-Roten Feder. Der Zeitdruck, mit der der Schulstoff durchgezogen werden muss, ist hauptsächlich dafür verantwortlich, dass viele Kinder und Eltern mit der Situation immer schlechter zu recht kommen und das die Schulzeiten immer länger geworden sind. Bei den Vereinen oder der Musikschulen sinken die Mitgliederzahlen. Eine Gemeinschaftsschule ist eine Chance für Kinder, ihren Fähigkeiten entsprechend zu lernen. Die Kinder können länger in ihrem sozialen Verbund bleiben. Das Konzept klingt sehr vielversprechend. Allemal besser als die bestehende Situation. Sandhausen schickt seine Realschüler nach Walldorf, Kirchheim oder Leimen. Die Kinder, die dem Druck von G8 nicht standhalten und auf eine Realschule wechseln müssen, könnten in Sandhausen mit einer Gemeinschaftsschule auch wieder aufgefangen werden. Eine Gemeinschaftsschule von vorneherein zu verunglimpfen, ist der völlig falsche Weg. Richtig wäre es, die Eltern besser zu informieren, bevor Beschlüsse gefasst werden und bessere Alternativen aus Prinzip verworfen werden. Deutschland braucht sehr viele gut ausgebildete junge Menschen, und kann es sich nicht erlauben, durch Elite-Sieben eine Mehrheit zu verlieren oder zu Lasten der Qualität auszubilden.

Diplom-Sozialpädagoge Thorsten Krämer